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Vortrag über „bipolare Erkrankungen“

Am 31.08.2016 wurde in unserer Kontakt- und Beratungsstelle über bipolare Erkrankungen gesprochen. Als Referent in Vertretung war Prof. Dr. Davids aus dem St. Josef-Hospital in Oberhausen geladen.
Die Veranstaltung ist Teil einer gemeinsamen Vortragsreihe in Kooperation mit dem St. Josef-Hospital, KKO.

Bipolare Störungen kennt man v.a. als manisch-depressive Erkrankung („himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“) – im Gegensatz zu der unipolaren Störung, welche mit entweder manischen oder depressiven Symptomen einhergeht. Die Gemeinsamkeit besteht darin, dass eine Störung der Stimmung vorliegt, d.h. eine affektive Störung. Die genauen Ausprägungen einer bipolaren Erkrankung sind individuell verschieden. Es können klare manische sowie klare depressive Phasen im Wechsel auftreten. Es kann aber auch sein, dass depressive Symptome überwiegen und im Anschluss eine heftige Manie folgt.

Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Die Häufigkeit an dieser Störung zu erkranken liegt zwischen 2-8%, also ca. bei jedem 10ten, bzw. jedem 30ten treten Symptome auf. In Deutschland leiden ungefähr 2 Millionen Menschen unter einer bipolaren Störung. Eine rein manische Ausprägung ist allerdings eher selten (Häufigkeit liegt unter 1%). Menschen, die mit einer bipolaren Störung leben, haben ein erhöhtes Suizidrisiko. Der Wechsel zwischen den beiden Phasen, also zwischen Euphorie und Schwermut, sei hier am gefährlichsten. Der Antrieb sich das Leben zu nehmen wäre dann nämlich erhöht.

Leider gestaltet sich eine Psychotherapie bei einer bipolaren Störung schwieriger, im Vergleich zu einer unipolaren Störung. Dies mag u.a. an der häufig fehlenden Krankheitseinsicht liegen.
Die gute Nachricht: „Je eher sich der Betroffene tatsächlich Hilfe sucht, beispielsweise in Form einer Verhaltens-, Familien- oder auch Sozialrhythmustherapie und sich zusätzlich medikamentös behandeln lässt, desto wahrscheinlicher wird die Heilungschance“, sagt Davids. Es sei hierbei wichtig Bewältigungsstrategien zu entwickeln und an der Selbstreflexion zu arbeiten. Prinzipiell kann eine umfassende Psychoedukation (auch bei Co-Betroffenen, z.B. bei Angehörigen) helfen, mit einer psychischen Erkrankung bestmöglich zu leben, d.h. Krisen vorzubeugen und im Falle einer Krise rechtzeitig zu handeln. Die schlechte Nachricht: Die Heilungschancen werden stark beeinträchtigt, wenn eine Suchterkrankung hinzu kommt. Drogen-, Alkohol-, aber auch erhöhter Tabakkonsum üben sich allgemein negativ auf die Heilung aus!

Prof. Dr. Davids betont: „Für bipolar erkrankte Menschen ist es wichtig, den Alltag zu strukturieren, denn Rhythmus und Routine sorgen für Sicherheit. Daher sollten bestimmte Tätigkeiten, welche diese Struktur durcheinander wirbeln, besser vermieden werden, z.B. Schichtdienstberufe, oder Berufe bei denen häufig eine Zeitzonenverschiebung vorkommt.“ Empfohlen wird die Führung eines Rhythmuskalenders. In diesem Kalender soll der Betroffene seine Stimmung, bzw. sein Befinden regelmäßig notieren. Erkrankte können sich und ihr Verhalten besser kennen lernen. Außerdem könnten somit Störfaktoren, d.h. belastende Momente besser aufgespürt werden.