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Lebensmüde – was nun?

Lebensmüde – was nun?

Am 29.01.2014 referierte Chefarzt Prof. Dr. Matthias Rothermundt, Johanniter Krankenhaus Oberhausen über das Thema Suizidalität bzw. Lebensmüdigkeit. Der Vortrag fand im Rahmen der VHS-Veranstaltungsreihe „Seitenwechsel – Es geht um Tod und Leben“ statt. Die Verantwortlichen unserer Kontakt- & Beratungsstelle am Friedensplatz 8 konnten sich über eine hohe Besucherzahl freuen. Es wurde offen über das Thema gesprochen und diskutiert. „Suizidalität darf nicht als Tabuthema angesehen werden. Ein Dialog mit den Betroffenen ist enorm wichtig“, so Rothermundt. Genauso wichtig sei die eigentliche Schlüsselfrage: „Was war oder ist das kränkende Ereignis?“

Es gibt ca. 30 000 Suizidtote pro Jahr in Deutschland, allerdings gibt es noch mehr Suizidversuche ohne Todesursache. Der Ursprung von  Suizidgedanken ist häufig die persönliche Selbstwertkrise. Das Selbstwertgefühl kann durch beispielsweise den Verlust eines geliebten Menschen, durch Einsamkeit und/oder chronischen Erkrankungen noch weiter sinken. Depressionen sind oftmals die Folge: „Jede Depression ist eine umgeleitete Aggression gegen sich selbst bzw. eine Autoaggression“, sagt Prof. Dr. Rothermundt. Das Gefühl von Nutzlosigkeit oder Schuldgefühle spielen bei autoaggressivem Verhalten eine tragende Rolle. Der praktizierte Freitod kann als ultimative autoaggressive Handlung betrachtet werden.

Warum wird der Freitod gewählt?

Suizidalität kann mit dem Begriff „Lebensmüdigkeit“ gleichgesetzt werden. Wer sich letztlich des Lebens müde fühlt, kennt den Wunsch, nicht mehr leben zu wollen, sich nach dem Tod zu sehnen, damit endlich Ruhe herrscht und der individuelle Leidensweg endet. Dieser Wunsch oder diese Sehnsucht kann einerseits als finaler Ausdruck der größten persönlichen Freiheit angesehen werden: „Ich entscheide über mein Leben und meinen Tod.“ Andererseits kann der Todeswunsch aus einer krankhaften Einengung der Gedanken heraus entstehen: „Ich weiß keinen Ausweg mehr, fühle mich hilflos, bin nicht mehr Herr meiner Selbst und möchte endlich meinen Frieden haben.“ Suizidankündigungen müssen daher immer ernst genommen werden. Nach der Ankündigung folgt meist eine Phase der „inneren Ruhe“. Wenn der Betroffene gelassen wirkt, dann ist häufig oberste Vorsicht geboten, denn wer wirklich aus seinem Leben scheiden will, der setzt sein Vorhaben auch in die Tat um. Miteinander reden, Fragen stellen und Hilfe anbieten kann im Vorfeld Leben retten: Hat mein Gegenüber suizidale Gedanken, nimmt der Betroffene Drogen oder Alkohol zu sich, liegt eine Psychose vor?

Lebensmüde – was kann man tun?

Jeder Mensch besitzt seine eigenen Ressourcen, die eine Selbstwertkrise beschwichtigen  oder abwehren können. „Verharmlosen Sie die Krise nicht, aber dramatisieren Sie ebensolche auch nicht“, rät Prof. Dr. Rothermundt. Mögliche Ressourcen können sein: der Glaube, Bezugspersonen oder Hobbies.

Unterstützungsmöglichkeiten, d.h. Beratungsstellen gibt es in jeder Stadt. Falls Sie eine passende Kontaktadresse in Oberhausen suchen – wir beraten Sie gerne.

Besuchen Sie einfach unsere Kontakt- & Beratungsstelle am Friedensplatz 8 in Oberhausen.